Amerikanisch-Samoa

Für eine Unterbringung in Amerikanisch-Samoa surfe ich Vortag im Internet, bis ich das Tradewinds Hotel (149 USD) fand. Zwar konnte man meine E-Mail nicht rechtzeitig beantworten, aber als ich am Airport nach etwa 30 Minuten ankomme, fährt schon ein Dicker-Ami-Schlitten vor und sammelt mich ein. Wirklich weit liegt das Hotel vom Airport nicht entfernt, aber es ist schon ein Stück zur Stadt und zum Laufen viel zu weit. (Im Rechnungskopf steht Pago Pago, was definitiv falsch ist.) Da es am Nachmittag regnet, bleibe ich im Hotel, was mit Wifi im Café und LAN-Kabel im Raum freien Internetzugang bietet. Der Raum ist groß und gut eingerichtet. Da, wie in Amerika 110 Volt und somit auch in Samoa (und Neuseeland) ein inkompatibles Stromnetz und Steckersystem verwendet wird, kann ich glücklicherweise auf einen Transformator vom Hotel zurückgreifen, sodass ich mein Laptop laden kann. Das Hotel hat auch einen Pool und ein Fitnessstudio. Ich bestelle mir Essen aufs Zimmer und bin verblüfft, wie günstig das ist. Der Preis vom Menü ist zwar um 2 USD nach oben gerutscht, aber für 8,50 (plus 2 USD „room-service“) ein Menü mit Salat, Fisch und Reis ist immer noch günstig. Da die Espressomaschine defekt ist, kann ich leider keinen Capuccino bestellen und es gibt auch ein kleines Missverständnis mit dem Bett – da die Bettlaken verknittert sind frage ich den Zimmerservice, ob das vielleicht nicht frisch ist. Die waren sich nicht sicher, wechselten alles und sagen mir dann, dass seit Monaten die große Bügelmaschine defekt sei, daher gibt es keine ordentlichen Laken, sondern „es sieht eben so aus“.

Der Regen hört auf und ich suche ein Cafe. Die Mitarbeiterin erklärt mit kurz den Weg und mahnt, ich sollte mich in Acht nehmen vor den streunenden Hunden – das  verunsichert mich  etwas, aber schlussendlich habe ich keinen Hund in meiner Umgebung gesehen. Auf dem Weg liegt ein „Cafe“, aber sie möchten mir Fertig-Cappuccino aus der Dose andrehen – ich danke ab. Ein Mitarbeiter kommt zu mir und erklärt, dass ich im Westwind Hotel Cappuccino bekommen kann – nein, die Maschine ist kaputt – oder auch bei McDonald’s. Das ist ein guter Tipp und ich versuche so schnell wie möglich aus dem Cafe zu kommen, denn ich platze fast vor innerem Lachanfall. Der Mitarbeiter, der mir das erklärte, ist schwul, und hat die Gesten und Sprache so überzeichnet wie in einem Film. Als ich draußen stehe kann ich beherzt lachen. (Nicht nur Schwule, sondern Transsexuelle sind nicht ungewöhnlich in Samoa. Der/die MitarbeiterIn des Jahres im Hotel ist zum Beispiel TS.)

Auf dem Weg zu McDonald’s wird mir bewusst, wie sehr in Amerikanisch-Samoa der amerikanische Lebensstil mit dem pazifischen verschmilzt. Die Supermärkte sind voll von XXL-Paketen und Schokoriegel, welche so billig sind, wie schon lang nicht mehr gesehen. Im Kiosk neben dem Hotel kostet ein Milky Way nur 75 Cent. Die Autos geben ein ähnliches Bild: gefühlte 50 % Pickups (meist mit dicken Moms und Dads), 48 % andere SUVs, 2 % Sonstige. Die Pickups werden, wie im sonstigen Pazifikraum für Personentransporte benutzt und lässig hängen die Menschen auf der Ladefläche ab. Einige Autos sind getunt, und man merkt vielen Autos den gigantischen Hubraum an, der ein tiefes Brrrrrrrum aus dem Motor holt.

Mein Spatzierweg wird von Joggern fleißig benutzt. Das ist das erste Mal, dass ich im Pazifikraum (von den Sportstädten in Suva einmal abgesehen) ernsthaft Menschen bei sportlicher Betätigung sehe. Einige sind schlanker, doch die meisten haben „schwere Knochen“. Ich komme an einem Laufplatz vorbei und in einer anderen Halle nebenan gibt es Gymnastik und Tanz. Viele Grüßen mich mit „Hi“, einige auch mit „Hello Sir“. Unglaublich freundlich werde ich empfangen. Bei McDonald’s bestelle ich mir den größten Cappuccino und kann es gar nicht glauben, das der nur 3 USD kostet soll – günstiger habe ich das glaube ich noch nie irgendwie bekommen. Ich frage die Mitarbeiterin, ob die Preise identisch mit denen in den USA sind, aber sie weiß es nicht. Und während ich das alles günstig finde, teilt sie meine Auffassung nicht. Doch auch in einem großen Department-Store das gleiche Bild: günstige Preise, vor allen Dingen wenn man bedenkt, das alles aufwändig importiert werden muss. Neben McDonald’s ist auch der Pizza Hut, allerdings versäume ich es, hier auch einmal auf die Preise zu schauen.

Am Morgen werde ich früher wach als gedacht. Vielleicht liegt das am Radio, das etwas zu laut den Flur beschallt. Im Frühstücksraum ist das Angebot kleiner als gedacht und wenn ich die Kalorien zähle wundert mich nicht, warum in Amerikanisch-Samoa das Land der meisten Übergewichtigen ist: Toast, Marmelade, Erdnussbutter, Erdnussbutter mit Marmelade gemischt (!), Cerealien, ein paar Früchte, das war’s. Der „House Blend Gourmet Coffee“ ist schlecht, aber ich kann ja wieder zu Mc Kaffee gehen… Man kann zum Frühstück extra etwas bestellen, etwa Ei oder Würstchen, und die Preise sind in Ordnung.

Um 10 Uhr bin ich mit einem Taxifahrer verabredet, der im Hotel Nachtdienst hatte und mich für 50 USD um die Insel fahren möchte. Den Tipp habe ich von seiner Frau, die im Hotel als Zimmermädchen arbeitet – wir kamen ins Gespräch, ich erzählte ihr, was ich vorhabe und dass das Hotel einen Fahrer für 20 USD/Stunden hätte. Sie meinte dann, ihr Mann könnte das mich auch fahren und günstiger. Er ist ein netter Typ und während wir über die Insel fahren erzählt er mir einige Geschichten zum Hotel (5-Sterne – ist mir nicht aufgefallen – und das der Eigentümer Deutscher ist, aber ein Kiwi das Hotel führt, jedoch mehr am Umsatz interessiert ist, als das Hotel wirklich auf hohem Niveau zu halten). Es ist interessant zu sehen, was die Gegenseite denkt, aber aus den Gesprächen von beiden Seiten höre ich raus, dass beide Länder gerne enger verbunden sein wollen (eine Wiedervereinigung ist wohl ausgeschlossen). Die amerikanische Seite macht aber gewaltige Probleme und lässt aus Western Samoa die Bürger nicht so einfach auf ihre Seite; es gab hier schon mehrmals Diskussionen mit den Gouverneur.

Riesengroß ist die Insel selbst nicht, daher reicht ein Tag, nein, sogar ein halber Tag aus. Das Hotel hat mir eine kleine Karte gegeben, die für eine schnelle Orientierung ausreicht. Amerikanisch-Samoa besteht aus fünf vulkanischen Inseln: Tutuila, Aunu’u, Ofu, Olosega und Ta’u. Ich befinde mich auf der Hauptinsel Tutuila. Vom Hotel, fahren wir zunächst bis in den äußersten Zipfel Tutuilas in den Westen. Kreuz und quer kann man nicht fahren, denn die Insel ist sehr hügelig und noch immer (und dabei wird es wohl auch bleiben) sind 90% von tropischen Regenwald bedeckt. Im Prinzip ist es eine Strasse die in den Westen führt und irgendwann einfach aufhört bei Fagamalo. Wir sind nicht ganz hoch gefahren, aber irgendwann wieder umgedreht, denn die gleiche Strasse muss man sowieso wieder zurück. Wie auch Samoa ist hier die traurige Vergangenheit in den Dörfern abzulesen, denn der Tzunami hat auch hier zugeschlagen und viele Menschen in den Tod gerissen (Siehe auch den Spiegel-Beitrag). Immer noch kann ich die Fundamente der Häuser sehen und die Fliesen, aber oben fehlt alles.

Vom Westen fahren wir in die Inselmitte, in die Hauptstadt Pago Pago. Hier gibt es ein paar mehr Geschäfte, den zweiten McDonald’s, das Regierungsgebäude (das höchste Gebäude des Landes), die chice Hawaii Bank. Im Hafen legen große Schiffe an und auch für die USA ist die Insel immer noch ein wichtiger Stützpunkt der Marine. Führt man den Pago Pago Harbour weiter, kann man Richtung Aua den Berg hochfahren und von dort die Aussicht auf den Hafen genießen. Sehr schön. Weniger schön ist die Fischverarbeitung, es stinkt hier mächtig. Mein Fahrer klärt mich auf, dass hier viele Chinesen arbeiten.

Anschließend fuhren wir zurück zum Hotel, das Hoteltaxi brachte mich nach 30 Minuten zum Flughafen. Blöd ist, dass mein Polynesian Airlines Flug eine Stunde Verspätung hat. Ich frage zur Information am Flughafen einen Autovermieter und 65 USD soll es kosten. In der inneren Wartehalle läuft im Fernsehen Rocky II gefolgt von Rocky III. Der Flug ist dieses Mal ruhiger, es regnet nicht. Nach 30 Minuten Flug geht es auch an der Passkontrolle ratzfatz und ein Taxi bringt mich 10 F$ wieder zurück in die Stadt.

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