Korfu, eine Insel im Mittelmeer, näher an Albanien gelegen als an Griechenland, Heimat von Vicky Leandros, Lieblingsinsel von Sisi (Kaiserin Elisabeth von Österreich), Zeit für einen Besuch.
In der Vorbereitung buche ich ein Zimmer im Konstantinoupolis, das direkt an der Altstadt und hübsch am Hafen liegt (33 €/Nacht). Zudem reserviere ich bei Auto Europe einen Kleinwagen (18 €/Tag). Der Flug von Athen war etwas holprig und kündigt das Regenwetter an, welches mich leider zu ¾ meiner Zeit begleitet. Nach dem ich das Auto bekommen habe – und dem eindringlichen Hinweis vom Vermieter National, ich solle doch ernsthaft über die Zusatzversicherung gegen Kratzer nachdenken – fahre ich nach Kerkira (alternativ Kerkyra), auch genannt Korfu-Stadt. Das Hotel finde ich relativ schnell, die Einbahnstraßen stören mich noch nicht, der Flughafen ist nah gelegen. Vor dem Haus und Hafen befindet sich ein großer Parkplatz, den ich nutzen sollte (so meinte die Frau an der Rezeption), es ist Low-Season und da wird nicht kontrolliert, und ansonsten kostet es auch nur 3 €/Tag. So stelle ich das hübsche Auto dort ab und es bleibt hier auch sicher untergebracht.
Die Altstadt ist wirklich hübsch und es gibt kaum Gebäude, die aus der Reihe tanzen, alles passt zusammen. Zu den Höhepunkten der Stadt gehören die alte (und neue) Festungsanlage, die Statue davor vom Reichsgraf von der Schulenburg, der die Insel gegen die Türken erfolgreich verteidigte, der Park mit der Esplanada und der Rathausplatz. Die Altstadt und die Esplanada hatten ihren Auftritt auch 1980 im Bond-Film „In tödlicher Mission“ (For Your Eyes Only), dazu gleich mehr.
Auch wenn die Altstadt nicht groß ist, so verlaufe ich mich ständig. Ein paar Hundert Meter außerhalb gibt es so eine Art Einkaufsmeile mit einem tollen Kaffeeladen. Im November ist alles schon ruhiger, Touristen werden weniger, viele Restaurants haben geschlossen. Am zweiten Tag legt ein Kreuzfahrtschiff an, für welches viele Läden öffnen, anschließend ist wieder alles geschlossen. Kein Wunder, mit einem Schiff strömen schnell ein paar Hundert Leute in die Stadt und wollen Kleinkram kaufen.
Das Auto brauche ich am ersten Tag überhaupt nicht. Es regnet, und bis für einen kleinen Snack setze ich keinen Schritt vor die Tür. Langweilig. Der Tag darauf ist besser, es ist nass und bewölkt, aber es regnet nicht. Der erste Sender im Radio ist englisch, wie schön, auf Rhodos gab es nur zwei lokale Sender. Das erste Ziel ist Kanoni, von dem man toll die Flughafen Start-/Landebahn aus der Nähe sehen kann. Leider kommen in dem Moment keine Flieger, aber ich denke für Flugzeugfans, ganz großes Kino!
Von Kanoni fahre ich zu dem Hightlight der Insel, dem Palast Achilleion, den Sisi erbauen ließ und auch im James-Bond Film eine Rolle spielt. Der Eintritt kostet 7 €, doch das ist es absolut wert; komisch nur, dass ein Generator laut brummt, ob Strom fehlt? Die Decken- und Wandmalereien im Flur sind großartig und die Geländer wunderbar verziert. Ein traumhafter Ort (für einen Kaiser und Kaiserin). Ich frage mich, ob Franz Joseph I. einen Penis-Komplex hatte, die Statuten haben alle so einen kleinen …
Ich fahre weiter nach unten zu einer dünenähnlichen Landzunge, die einen See vom Meer trennt und fahre die Insel hoch nach Paleokastistra, einer schönen Bucht. Auf dem Weg begegnen mir immer wieder (wilde) Hunde, relativ groß und Katzen. Große Autos hätten echt ein Problem. Viele Wege lassen im Grunde nur ein Auto passieren. Schlau ist, wer da ein Motorrad nutzt, aber auf Sicherheit legen viele keinen Wert, der Helm gehört hier zum Exot.
Es gibt noch einige weitere Orte auf der Liste, die ich wegen des miesen Wetters nicht besucht habe, etwa der Kalami Beach, der wohl auch beim James Bond Film vorkommt. Überhaupt, wer James Bond Fan ist, wird hier einige Orte wiederfinden, das ist jedenfalls einfacher, als bei Moonraker … Teile des Films spielen auch beim Kloster Vlacherna bei der Mäuseinsel, und die Verfolgungsjagd mit dem Citroen spielte in den Bergen (bei Pagi?), aber das wiederzufinden, ist mir unmöglich.
Vom Hotel habe ich ein gemischtes Gefühl. Es ist wie ein Date, was man dann näher kennen lernt. Am Anfang ist der Eindruck gut, die Optik stimmt, die Lage perfekt. Es gibt ein sehr gemütliches Zimmer neben der Rezeption, das wie ein Wohnzimmer eingerichtet ist, sehr hübsch. Dann stellt sich heraus, dass das Frühstück sehr einfach ist, es durch die Strasse doch laut wird und die Zimmer so hellhörig sind, so dass man den Nachbarn beim Poppen zuhören kann (meine waren über/neben mir, nach 10 Sekunden wackeln fertig und gingen ins Bad, da habe ich wohl Glück gehabt). Es gibt einen kleinen Fernseher, und auf Kabel 1 läuft „Achtung Kontrolle – Einsatz für Ordnungshüter“, doch das kommt „keinem deutschen Fernsehen“ gleich.
Am Mittag checke ich um 12 Uhr aus, fahre zum Flughafen, tanke auf dem Weg, stelle das Auto ab, werfe den Schlüssel bei National ein (keiner am Schalter). Wieder ist der Flughafen leer und gemütlich geht anders, wo kommen all die Fliegen hier? Wifi gibt es, doch ist es unendlich lahm. Von Olympic bekomme ich mein Ticket ausgedruckt und nehme den Flug nach Athen (54 €).
Ein schöner Reisebericht: Ich bin vor über 20 Jahren zum ersten Mal nach Korfz gereist und habe ich sofort in die Insel verliebt. MIttlerweile habe ich sie sogar zu meinem Beruf gemacht. Schade, dass Du deinem Bericht keine weiteren Fotos hinzugefügt hast. Beste Grüße, Roland.