Mit Ryanair fliege ich von Zypern nach Kreta, ein Direktflug für unter 50 €. Kreta hat zwei internationale Flughäfen, Iraklio (Heraklion) und Chania, wobei Ryanair den letzteren anfliegt. Kreta wurde einige Male von Griechenland weggerissen und stand unter verschiedener Herrschaft, bis es 1908 wieder eingeführt wurde. Heute ist es „klassisch griechisch“ mit gemütlichen Tavernen, Oliven und chaotischem Verkehr. Die Größe der Insel sollte man nicht unterschätzen, von den 11 Millionen Menschen leben 620.000, also etwa 17 % der Griechen, auf der Insel Kreta.
Um die Insel mit dem Mietwagen
Auch für Kreta buche ich mir wieder einen Mietwagen; bei http://mietwagen-check.de/ finde ich ein Angebot für 3 Tage. Das wird aber nicht gebucht, sondern ich bekomme ein paar Stunden später eine E-Mail: „Nach Überprüfung Ihrer Buchung konnten wir feststellen, dass im Moment der Buchungsphase der Preis von 48,38 € auf 52,86 € gestiegen ist. Daher haben wir Ihre Reservierung nicht durchgeführt. Gerne erwarten wir Ihre Rückmeldung, ob wir Ihre Reservierung mit dem höheren Preis durchführen dürfen. Besten Dank!“ Auch 52 € sind in Ordnung, ich brauche ja das Auto morgen, und 17 € am Tag sind nicht zu viel.
Am Flughafen wartet schon jemand mit einem Schild in der Hand und nimmt mich mit 3 weiteren Personen im Kleinbus mit, vielleicht einen Kilometer außerhalb des Flughafens: hier stehen die Mietwagen von Atlas Option, denn die Anmietung am Flughafengelände selbst wäre zu teuer. Mein Auto ist ein kleiner Chrysler mit Panaroma-Dach (will ich das bei 30 Grad wirklich nutzen?), weniger Power als der letzte Kia aber in Ordnung. Das Auto hat die besten Tage schon hinter sich, gepflegt ist es nicht, der rechte Lautsprecher geht nicht, aber immerhin fährt es.
Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen rechts zu fahren, nach ein paar Tagen Fahren auf der linken Seite in Zypern. Gut, dass die Google Navigation wieder funktioniert, der Flughafen bietet freies Wifi, so kann ich die Route planen. Ein Auto ist nicht verkehrt – nicht nur, um sich auf der Insel frei bewegen zu können – sondern auch, um vom Flughafen wegzukommen; der Mann von der Autovermietung meint, dass nur zweimal am Tag Busse fahren würden und ein Taxi wäre mit 30 € recht teuer. Der Weg zum Hotel führt mich direkt durch die Innenstadt und das macht keinen Spaß. Rechts und links überholen Motorräder, ich fühle mich wie in einer asiatischen Großstadt. Im Vergleich zu Zypern macht Kreta einen etwas einfacheren Eindruck und viele Schilder und Mülltonnen sind mit Graffiti beschmiert, so etwas gab es auf Zypern nicht. In Chania wird es eng, Autos blinken fast nie und ich frage mich, warum es Fußgängerwege gibt, wenn a) sowieso die Leute überall über die Strasse gehen und b) eh kein Auto hält.
Das Hotel, Ilona Apartments Chania, liegt vielleicht 2 km außerhalb vom Zentrum und kostet 28 €/Tag. Platz zum Parken ist vorhanden. Entfernt sehe ich vom Balkon aus das Meer. Es empfängt mich ein älterer Mann, der griechisch spricht, ich kenne bis auf Gyros, Zaziki, Suflaki, Ouzo keine griechischen Wörter. Ein paar Worte spricht er Englisch und erklärt mir an Hand von Karten die Lage des Hotels und die Straßen. Eigentlich hat das Hotel nichts Besonderes, zumindest ist es ruhig (in der Nacht), doch sonst gibt es keinen wirklichen Grund hier zu bleiben. Das nächste Mal würde ich in die Altstadt ziehen, am Hafen findet man problemlos einen Parkplatz.
Da Chania nord-westlich liegt, ist die einzige erreichbare Sehenswürdigkeit die Samaria Schlucht, seit 1962 ein Nationalpark. Der Weg dahin geht über endlose Serpentinen und wird gerade verbreitert, mein Auto sieht dementsprechend vermatscht aus. Dann begeistert mich die fast 20 Kilometer lange Schlucht, die beeindruckendste Europas. An der schmalsten Stelle ist die Schlucht weniger als 10 Meter breit, an anderen Stellen ragen die Berge 600 Meter steil in die Höhe. Da die Hauptsaison vorbei ist, ist auch das Restaurant vermutlich geschlossen. Es ist etwas kühl hier, im Hintergrund bimmeln die Schafe, wie die Kühe mit ihren umgehängten Glocken.
Morgens wecken mich die Kälte und ein lautes Radio von irgendwoher. Das Thermometer sagt 18 Grad, was ich nicht glauben kann, es fühlt sich an wie 10 Grad. Ich friere und erst nach dem Aufstehen entdecke ich die 2 Decken im Schrank,die ich wohl die nächsten Tage nutzen werde. Das Wasser ist an diesem Morgen noch kalt, die Frau-für-alles kommt zum Reinigen der Zimmer und sagt mir dann, ich bin der einzige Gast, weil sie vergessen hat Ilona aus dem Hotel-Portal zu nehmen, die Hauptsaison sei vorbei. Wir schwätzen ein bisschen, ihr Englisch ist hervorragend. Nett ist, dass sie mir eine Tüte Früchte bringt – gut für 3 Personen – und sie bittet mich, direkt zu bezahlen. Ok.
Mein Ziel für heute ist Phaistos/Agia Triada, eine archäologische Ausgrabungsstätte mit einer alten Palastanlage, deren Anfänge mehr als 3000 Jahre zurückgeht. Für den Weg brauche ich lange, aber viel Los auf den Straßen ist nicht. Immer wieder frage ich mich wie schnell ich fahren kann, Schilder gibt es, aber an den falschen Stellen. Immer wieder gibt es Schilder, die vor Blitzern warnen, aber nie weiß ich, wie schnell ich eigentlich fahren darf. Immerhin lerne ich, wenn ein griechisches Schild kommt, folgt in der Regel kurz dahinter das Schild auch in lateinischen Buchstaben.
In Spili werden es wieder mehr Touristen, dann liegt wieder alles brach. Zwischenzeitlich fängt es an zu regnen, zum ersten Mal nach mehr als 6 Monaten, wie ich später erfahre. Es mag wohl an den schlechten Straßen liegen, der Glitschigkeit durch den Regen und meiner Geschwindigkeit geschuldet sein, dass ich Phaistos nicht erreiche, denn mein Wagen kommt von der Bahn ab, überschlägt sich und ich stehe auf dem Kopf. Dumm gelaufen, der Wagen schrott, Achse gebrochen, ich bin unverletzt und froh, dass ich nicht links über die Klippen gehüpft bin, das wäre wohl mein Ende gewesen. Jetzt blute ich nur etwas am Kopf von den Splitten der Scheiben, aber das ist nicht der Rede wert. Entspannt kann ich aussteigen und es halten sofort verschiedene Autos an und fragen nach meinem Zustand, auch zwei deutsche Paare halten, einmal Touristen und ein Paar, das hier lebt.
Jetzt heißt es warten. Ein haltender Busfahrer verständigte die Polizei, die nach 30 Minuten eintrifft. Ich rufe den Autovermieter an, der muss aus Heraklion kommen, und das dauert. Drei Stunden vergehen, bis zwei Jungs mit dem Abschleppwagen kommen. Die beiden Polizisten warten mit mir, ein paar kurze Gespräche gibt es. Fotos machen sie nicht, auch der Unfallhergang interessiert sie nicht großartig. Der Schrotthaufen kommt auf den Abschleppwagen, die beiden Jungs scharren die losen Teile und Glasssplitter an den Straßenrand, wo der nächste Regen das wohl irgendwo hin spülen wird. Die Polizei interessiert das nicht. Etwas Öl scheint auszulaufen zu sein, welches mit etwas Erde bedeckt wird. 500 € muss später der Autovermieter zahlen, das kann ich am Zettel für die Polizei ablesen. Eine Durchschrift bekomme ich nicht, da kein Kohlepapier zwischen die Blätter gelegen hat. Ich könne mir eine Kopie später in der Polizeistation abholen.
Man bringt mich nach Heraklion, dort spreche ich mit einem entspannten und netten Chef und erfahre, dass meine Versicherung Schäden wie Fenster, Reifen nicht abdeckt, so dass ich das wohl zahlen müsse. Wir fahren zurück nach Chania zum Flughafen, wo ich ein neues Auto bekomme. Ein kleiner Snack reicht, ein Glass Wein und mit leichten Kopfschmerzen schlafe ich um 22 Uhr müde ein.
Am Morgen sind die Kopfschmerzen noch nicht ganz vergangen, halten sich aber im Hintergrund. Kopfdrehungen führen zu leichtem knarren, ich warte ab, wie sich das weiter entwickelt. Viel Lust auf Autofahrten habe ich nicht, und es fängt wieder an zu regnen. Eine Regenpause nutze ich, um nach Chania zu fahren. Die Altstadt zeigt sich mit vielen kleinen Straßen und hohem Gemütlichkeitsfaktor. Es gibt einen Starbucks (Wifi-Passwort steht auf der Quittung), doch sonst fallen mir keine weiteren großen Marken auf, es sind eher die lokalen Tavernen. Parken kann man immer ganz gut am Nautischen Museum, die Karte http://www.explorecrete.com/crete-maps/images/chania-old.jpg gibt einen Überblick über die zentralen Sehenswürdigkeiten.
Die Zimmerfrau und „Dame-für–Alles“ hatte mir Theresi empfohlen, was ich dann noch besuche, es ist nur 17 km entfernt und leicht zu erreichen. Das Dörfchen selbst ist gar nicht so spannend, interessanter ist vielmehr der Weg dort hin, durch faszinierende Schluchten, quasi Samaria-light.
Am nächsten Morgen regnet es, ich gebe mein Auto ab, und muss es nur irgendwo parken, der Mitarbeiter interessiert sich für den Zustand oder Tankanzeige überhaupt nicht; dann fährt er mich zum Flughafen. Es bleibt noch viel Zeit, das Einchecken bei Aegan geht fix, eine Dame zeigt mir, wie ich mit einem Automaten und meinem Passport selbst mein Ticket drucke – ich habe kein extra-Gepäck aufzugeben und das schnelle Handling gefällt mir, und täte Ryanair auch ganz gut. Schön ist der Flughafen Chania nicht, es ist alles ein wenig runtergekommen, die Toiletten riechen übel, das liegt wohl auch daran, das man den Griechen beigebracht hat, das Kacke-verschmierte Toilettenpapier nicht in der Toilette selbst zu versenken, sondern im offenen Behälter daneben. Da die große Rolle Toilettenpapier aber einfach nur da rum liegt fällt sie gerne einmal um, dass sie in der Tonne landet ist nicht unwahrscheinlich. Von draußen ist wenig los, doch der Flug ist dennoch ausgebucht.
Hätte, hätte, Fahrradkette
Bis auf viele Kilometer Straße, Chania, Theriso, der Samaria Schlucht, einem Supermarkt und Tavernen habe ich wenig von Kreta gesehen. Doch, da die Insel mit Flügen günstig angeflogen wird, muss es nicht das letzte Mal gewesen sein. Auf der Tu-Liste der zu besuchenden Orte hatte ich als erstes Phaistos, bei der auch der Diskos von Phaistos gefunden wurde, eine Tonscheibe mit Motiven, die bis heute nicht entschlüsselt wurde und im Archäologischen Museums in Iraklio aufbewahrt wird. Anschließend wollte ich nach Matala und die Höhlen. Auf dem Rückweg war dann Knossos und Kloster Arkadi geplant gewesen.
Kato Zakros wäre etwas weit gewesen, doch auch die Ausgrabungsstätten hätten mich interessiert. Auf dem Weg zurück nach Chania hätte ich dann Agios Nikolaos besucht. Die Insel Spinalonga ist bei Touristen beliebt, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Fähren immer zu jeder Jahreszeit verkehren – die Zimmerfrau hatte eine Andeutungen gemacht, dass das wohl nicht immer der Fall sei.
Iraklio (Heraklion) liegt auf dem Weg vom Osten in den Westen und ist nicht nur die größte Stadt der Insel (ca. 180 Tsd. Einwohner) sondern auch die viertgrößte Griechenlands, nach Athen (3 Mil.), Thessaloniki (800 Tsd.), Patras (215 Tsd.). Zwischen Iraklio und Chania liegt Rethymno mit einer hübschen Altstadt.
Geschichtlich unterscheiden sich Kreta und das Festland-Griechenland. In der Bronzezeit entwickelten sich drei verschiedene Kulturen, wobei die minoische und mykenische die wichtigsten sind. Die minoische Kultur hatte ihren Ursprung auf Kreta, während die mykenische vom Festland kam. Die minoische Kultur ging mit der Eroberung von Knossos unter.