Ryainair bringt mich vom Flughafen Weeze in 3 Stunden nach Paphos, wirklich voll ist das Flugzeug nicht. Ich finde einen schönen Platz beim Notausgang. Da ich nur ein paar Tage in Zypern habe, machte ich mir vorher Gedanken und reiste zum „Mittelpunkt“ der Insel, von wo aus ich in Tagesausfügen alles sehen kann. Ich entschied mich für Limassol (griechisch Lemesós) und buchte vorher ein Zimmer in Estella für 25 €/Nacht, ohne Frühstück. Zypern ist eine übersichtliche Insel und mit dem Auto gut zu erkunden. Demnach buche ich im Voraus bei mietwagen-check.de für 10 pro Tag (plus Zusätze, gleich mehr) das Auto. Nach meiner Ankunft gehe ich zum Schalter und warte erst einmal 10 Minuten auf die Dame. Die Schlüsselübergabe geht schnell, die Kosten für die Tankfüllung sind mir bekannt, doch das es 55 € sind, überrascht erst einmal schon und das noch 18 € für den Flughafen draufkommen, war mir nicht klar.
Das Auto ist leicht zu finden, so groß ist der Flughafen ja nicht. Ich hole meinen Kia Picanto aus der Bucht ab und fahre zum Hotel, das ganze vom Schalter zum Hotel dauert ca. eine Stunde. BBC sendet, kein Wunder, viele Engländer sind noch in einem Teil der Insel stationiert – der Teil gehört auch tatsächlich zur Krone. Die Autobahn ist relativ leer, neu und gut beleuchtet – wenn Zypern eine Stelle zum Sparen sucht: hier ist sie. Am Hotel erwartet mich dann eine Rezeptionistin aus dem Baltikum (und bei der Kneipe ein Mann, den ich bei Nordafrika einordnen würde). Ich bekomme einen Adapter für 5 € Pfand und kann auf das Zimmer. Es liegt seitlich an einer zentralen Straße, ist relativ groß, aber laut und hellhörig, hat eine kleine Küche, Wasserkocher, 2 Einzelbetten, großer Röhrenmonitor mit Receiver und 11 Programmen (keines Englisch oder Deutsch) und ein schlechtes Wifi, was an eine Internetverbindung im ICE von Köln nach Frankfurt erinnert. Die Wanne ist für Omis und Opis vermutlich zu hoch, man kann in der Duschwanne sitzen. Insgesamt lässt sich aber bei dem Preis nicht meckern und das Hotel ist gut gelegen, mir nur leider zu laut. Etwas Hunger habe ich noch, frage den Nordafrikaner nach etwas „typischen“ und bekommt die Antwort: ein Sandwich vielleicht? Mir ist neu, dass das eine Zyprische Spezialität ist… Ich gehe noch raus, der Gyros heißt überall Döner, die Gegend ist zwar nicht im Zentrum doch immer noch touristisch. Kyrillische Schrift ist überall zu lesen.
Den ersten Tag widme ich mich Nord-Zypern. Die Grenze zum türkische Teil ist problemlos mit dem Auto passierbar; man stoppt mitten auf der einspurigen Strasse auf der Grenze (und hält damit andere Auto auf, das ist normal), holt sich eine Versicherung für 1-3 Tage (20 €), dann geht man zum Schalter nebenan und oragnisiert sich ein (freies) Mini-Visa. Das war’s und die Fahrt kann weitergehen. Es folgen viele Bauruinen bis es dann ruhiger wird. Es ist nicht zu übersehen, dass Nord-Zypern ärmer ist und so wundert es nicht, dass Süd-Zypern das Referendum um einen Beitritt des Nordens mit großer Mehrheit abgelehnt hat, wohingegen die Menschen aus Nord-Zypen offen für eine Vereinigung waren. Es ist schon eine Ironie wenn Süd-Zypern die Vereinigung aus Kostengründen blockiert, die EU aber das „arme“ Süd-Zypern rettet. Da nimmt Süd-Zypern lieber bedürftige Steuerflüchtlinge auf.
Mein erstes Ziel in Nord-Zypern ist die alte Stadt Salamis. Nach dem ich den Eintritt bezahlt habe (9 TL, man kann auch in Euro begleichen und zahlt dann 4,50 €) mache ich mich durch die alte Stadt. Überlaufen ist es nicht. In der Arena ist es ganz schön windig, fast schon zu laut zum Sprechen, ich möchte wissen, wie das damals war. Viel spannender als die Ruinen finde ich Schnecken, die auf Bäumen siedeln, so etwas habe ich noch nie gesehen.
Von Salamis geht die Reise in den Zipfel von Nord-Zypern, zum Golden Beach. Die Qualität der Strasse wechselt, stellenweise wird gebaut und gegen Ende ist es doch noch einmal holprig. Die Reiseführer schreiben, am großen Strand wäre man einsam, aber so ganz stimmt das nicht, schon auf der Fahrt fallen mir die typischen kleinen Mietautos auf und beim Strand selbst sind viele kleine Hütten in den letzten Jahren entstanden, sodass man nie alleine ist. Doch Mallorca zur Hochsaison ist das genaue Gegenteil, man sieht am Golden Beach zwar Menschen am Strand aber in weitem Abstand. Der Ort ist wirklich abgelegen und schön, hier kann man einen ruhigen Tag am Stand genießen. Ein paar Kilometer weiter ist die Apostolos Andreas Monastery daneben mit Geschäften in gleicher Länge wie das Kloster. Auch hier ist man nicht alleine, wenn nicht gerade ein Reisebus hält, sind es Esel, die dort leben.
Es ist Nachmittag, die Sonne erscheint im dunklen rot, es ist diesig und ich mache mich auf nach Girne (griechisch Kyrenia). Die Straßen sind gut und menschenleer, bis kurz vor Girne kommen mir vielleicht 5 Autos entgegen. Das Parken ist kein Problem ich gehe zum schönen Hafen, Restaurants umsäumen ihn. Sehr schön! In Mitten des Ganzen eine Minarette, Alkohol-Ausschank gibt es 50 m weiter, pragmatisch gelebter Glaube. Girne ist auch der passende Ort, wenn man mit der Fähre in die Türkei übersetzen will
Das Saint Hilarion Castle kann ich leider nicht mehr sehen, denn es ist zu dunkel. So fahre ich direkt durch Nikosia, gebe auf der türkischen Seite mein kleines Zettelchen ab, und dann zurück nach Limassol. Da der Tank auf dem Rückweg gegen null geht, suche in eine Tankstelle, finde aber eine mit einem Automaten. Ich packe 50 € rein, fülle den Tank mit 40 € komplett (da sieht man, dass die Rechnung von 55 € von EUROPCAR geschummelt ist), doch bekomme ich meine 10 € nicht wieder, sondern nur ein Gutschein, den ich irgendwo einlösen muss. Mist.
Tag zwei, ich möchte meine E-Mail checken, doch die Internetverbindung funktioniert nicht. Zum Glück gibt es ein Telefon, die 0 verbindet mich zur Lobby, unfreundlich erklärt man mir, dass das Passwort jeden Tag geändert wird und dass das Wifi auf den Etagen 3 €/Tag kostet. Das freie Wifi in der Lobby ist doch in Ordnung für mich, er gibt mir ein neues Passwort, funktionieren tut das aber immer noch nicht. Unten gibt mir eine Dame dann das Passwort für das zweite Wifi-Netzwerk in der Lobby (estellalobby, a1b2c3d45) das funktioniert zumindest in der Lobby ordentlich. Im Zimmer ist es aber eine Katastrophe, echt nervig.
Der zweite Tag ist den Bergen und Paphos gewidmet. Ich mache mich auf nach Troodos, wobei ich rechts über Kato Amiantos fahre. Die Wege nennen sich „Weinstraßen“ und es stimmt schon, zumindest kann man das an der Anzahl der Restaurants mit „freier Weinprobe“ ablesen. Einen kleinen Zwischenstopp lege ich beim angeblich längsten Wasserfall der Insel ein. Jedoch ärgere ich mich so über die Kosten im angeschlossenen „Restaurant“, dass mir die Lust auf den Wasserfall vergeht; für ein Pulver-Cappuccino, aufgegossen mit heißen Wasser, muss ich 3,50 € zahlen, für einen Fertig-Apfelstrudel 4 €. Ich frage mich wirklich, wie sich so ein Geschäft noch „Restaurant“ nennen kann, wenn nichts selbstgemacht wird.
In Troodos erwartet mich nicht viel spannendes, ich nehme den kleinen „Öko-Pfad“, der aber mehr Steine ausstellt als Pflanzen, denn die meisten sind vertrocknet. Die Touristen-Information ist geschlossen. Auf 1700 m ist es merklich kühler und angenehmen, Motorradfahrer erfreuen sich an den endlosen Serpentinen. Auf geht es anschließend zum höchsten Berg Zyperns, dem Olympos, auf dem auch Schnee liegen kann und der Cyprus Ski Club existiert seit 1947. Mit dem Auto kann man nach ganz oben fahren bis die Sackgasse beim Funkmast und Radar-Kugeln endet. Die Sicht war leider nicht ganz klar, ich kann mir aber vorstellen, dass man von hier eine super Sicht haben kann. Ich fahre weiter nach Omodos, einem 300-Seelen Weinbaudorf, enge Straßen, in der Mitte eine Klosterkirche. Der Dorfplatz mag schön sein, nur ist es mittlerweile so touristisch geworden, dass das altertümliche verschwindet. Etwas abseits vom Zentrum sagt mir ein Restaurant zu, ich bestelle das Auflaufgericht Musaka, welches prima schmeckt , ein kleiner Salatteller mit Brot gibt es für 10 € dazu.
Um nach Paphos zu kommen fahre ich wieder nach Norden, nehme eine Abkürzung nach Agios Nikalaos was mich direkt durch die Weinterassen führt – vielleicht der schönste Teil meiner Bergreise. Der Weg weiter zur Autobahn ist dann nur noch „normal“. Über die Autobahn gelangt man schnell in der beliebte Touristenstadt und das erste Ziel ist mit dem Navi leicht gefunden: die Saint Neophytos Monastery. Die Deckenmalereien sind rekonstruiert (Eintritt 1 €), doch insgesamt finde ich die Anlage sehr sympathisch. Sie ist wohl mit einem Altenheim verbunden; der Verbund aus Altenpflege und Kirche passt… Das kleine Restaurant unten am Fuß ist auch nett und hat vernünftige Preise, ein türkischer Kaffe macht 1,50 €. Es gibt auch Wifi, was mir erlaubt die Route zum nächsten Ziel zu programmieren: die Königsgräber von Nea Paphos.
Die Königsgräber sind ohne Könige, und hier wurden „nur“ Leichen in den Berg gelegt. Der Zutritt zur großen Anlage kostet 1,70 €. Von dort ist es nicht mehr weit zum Hafen und zum touristischen Zentrum.
Danach fahre ich zum Hafen und das Parken ist auch hier wieder kein Problem. Der Strand wird touristisch genutzt und viele Leute sind auf dem Weg zum Hafen, es ist einfach ein netter Ort zum Essen. Zum ersten Mal sehe ich auch ein Toyota Camry als Taxi: das ist einmalig, denn sonst finde ich auf der Insel nur Mercedes Taxi. Den Lara-Beach nördlich schenke ich mir, auch für Petra tou Romiou ist es zu spät, immerhin habe ich ein Ticket von den Königsgräbern bekommen, die eigentlich zu Aphrodite’s Felsen gehören.
Der dritte Tag ist Larnaca gewidmet. Auf der Autobahn findet man immer wieder Schilder, die vom Müllabladen auf den Straßen warnen und eine Straffe von 845 € androhen, doch dann sehe ich ungeniert jmd. mit dem Auto am Straßenrand halten, Müll in die Büsche werfen und weiterfahren – das Umweltbewusstsein ist noch ausbaufähig. Mein erstes Ziel für heute ist die Hala Sultan Tekke. Die Moschee ist direkt neben einem ausgetrockneten Salzsee gelegen und man kann noch Salzbruch einsammeln. Eine Gruppe Filipinas bitten mich zu einem Foto, das ist nicht das letzte Mal, dass ich Asiaten sehe, es gibt viele GastarbeiterInnen.
Larnaca hat neben dem Hafen eine nette Flaniermeile mit einem kleinen Strand. Zwar sind viele Menschen unterwegs doch auch hier ist parken kein Problem. Alle wichtigen Restaurants und Bistros sind dort versammelt, angefangen von Pizza Hut, McDonald’s, Starbucks über Gloria Jean’s Coffees (Australisch), Ocean Basket (Südafrikanisch). Am Ende des Strandes befindet sich Larnaca Castle. In der Stadt selbst verteilen sich Glücksspiel-Stätten (wie überall auf Zypern) und viele kleine sehr hübsche Kirchen. In einer findet eine Messe statt und ich stelle verwundert fest, dass nur Philippinas in der Kirche sitzen. Es sind wirklich viele Frauen aus den Philippinen hier, es wirkt wie Filipina-Town.
Etwas frustriert bin ich bei Kition, ein archäologisches Gebiet mit den Ruinen eines der bedeutendsten antiken Stadtkönigreiche Zyperns. Zum einen gibt es nur einen Eingang und ich muss einen gefühlten Kilometer um den Zaun herum laufen, bis ich das Tor finde, dann ist heute auch noch Sonntag und sonntags ist die Anlage geschlossen. Mist.
Auf dem Rückweg statte ich Choirokoitia einen Besuch ab, Eintritt kostet wieder 1,70 €. Die Anlage ist insofern bedeutend, als dass sie frühes Zeugnis für die Besiedlung der Region ist (7000-4000 BC) und somit ein UNESCO Weltkulturerbe. Am Besten ist aber noch die Toilette, da mein Essen sich vorher meldet und raus möchte.
Am nächsten Tag geht mein Flieger. Ich bin zeitig auf den Beinen, mache noch einen Abstecher bei Petra tou Romiou, das direkt auf dem Weg zum Flughafen liegt. Es fallen mir die vielen chinesischen Werbetafeln auf, ob hier noch Appartements verscheuert werden müssen? Es läuft wieder BBC, Boris Becker wird interviewt, sein Englisch ist echt in Ordnung (besser als sein deutsch?) Um 11.45 geht mein Flug von Pafos nach Kreta, ich bin zeitig da und kann noch bei Costas einen Kaffee trinken und das freie Wifi nutzen.
Verweise