Athen

Nach dem Flug aus Korfu heißt mich die viertgrößte Stadt der EU willkommen. Der Athens Eleftherios Venizelos International Airport liegt 17 km außerhalb der Kernstadt und es gibt verschiedene Möglichkeiten von dort die Reise fortzusetzen. Ich entscheide mich für die Metro, die ist am Schnellsten. So kaufe ich für die Blaue Linie ein Ticket, und lege 14 € für die Hin-/Rückfahrt auf den Tisch, doch auf dem Ticket ist vermerkt, dass die Rückfahrt in den nächsten 48 Std. stattfinden muss, das brauche ich nicht, also tausche ich es wieder um, und muss zwei Einzeltickets für 8 € kaufen, nicht ganz günstig. Zur Olympia 2004 hat Griechenland massiv in die Infrastruktur investiert. Somit sind alle Metro-Linien in einem neuen Zustand und sehen gepflegt aus. Sieht man sonst überall die Wände mit Graffiti vollgeschmiert, so gilt das für die Metro-Stationen nicht. Das liegt auch an der lückenlosen Überwachung. Wer wiederholt beim Beschmieren, Essen, Trinken oder Rauchen in der Metro erwischt wird, kann mit Hausverbot rechnen.

Im Pan Hotel habe ich zentral am SyntagmaPlatz 5 Nächte (je 32 €) gebucht, wo auch die Metro nach 40 Minuten vom Flughafen hält (siehe Karte). Zentraler kann man nicht wohnen, hier beginnt die Fußgängerzone, Sehenswürdigkeiten sind in Fußnähe und durch die Metro kommt man überall hin. Eine Haltestelle weiter, Monastiraki, wäre noch ein wenig näher im Alten Athen und direkt an der Grünen Metro-Line 1, auch hier würde man sicherlich ein nettes Hotel finden.

Nach dem Einchecken im Hotel und den Stadtplan in der Tasche laufe ich etwas durch die Innenstadt (mit dem vielleicht schönsten H&M-Laden). Ich gehe zurück zum Syntagma-Platz und bewundere Hotel Grande Bretagne, eines der besten und teuersten Hotels der Stadt, eine Übernachtung in der 400 m² großen Royal Suite kostet über 10.000 €. Das GB Corner Restaurant hat im Moment geschlossen. Da es schon dunkel ist, hat der National-Garten rund um das Griechische Parlament geschlossen. Man sieht immer noch viel Polizei, die das Gebäude und die Gegend überwacht. Ich sehe wie die Polizei ein Auto stoppt, total USA-mäßig mit Pistolen, keine Ahnung was der arme Typ gemacht hat. In der Regel kümmert es hier keinen, wie es im Verkehr zugeht, die Motorradfahrer düsen durch alle Gassen. Dabei einen Helm zu tragen interessiert hier keinen und gilt wohl auch als uncool. Autos parken jeden Quadratmeter voll, auch auf dem Zebra-Streifen wird geparkt, selbst auf dem, der sich an einer Ampel befindet. Hier möchte ich kein Auto fahren und erst recht keinen Luxus-Wagen ohne eine Garage mein eigenen nennen zu können. Jedes Auto hat irgendwo Beulen und Schrammen, wirklich jedes. Abends sieht man dann die Polizei Strafzettel an die Autos heften, also ganz so einfach ohne Konsequenz Parken geht auch nicht. Überhaupt ist die Polizei sehr präsent. (Vielleicht ist das gemeint, wenn gesagt wird, in Griechenland wird viel Geld in die öffentliche Verwaltung gesteckt.)

Der Stadtplan vom Hotel beinhaltet alle zentralen Sehenswürdigkeiten und enthält dazu eine farbliche Markierung der verkehrsberuhigten Gegenden, in denen sich die Fußgängerzone befindet und kleine Geschäfte und Restaurants ansiedeln. So führt mein Weg als erstes durch die Altstadt zur alten Stadtfestung Akropolis. Für 12 € bekommt man ein Ticket mit allen Eintritten, doch leider vermisse ich einen Plan, auf dem alle Sehenswürdigkeiten des Kombi-Tickets aufgeführt sind, jede Anlage hat nur ihren eigenen Plan. So bleiben mir später auch zwei Tickets übrig …

Das erste große Bauwerk ist das Dionysostheater, von dort geht man weiter zum Amphitheater Odeon des Herodes Atticus und von dort hoch durch den Torbau (Propyläen) und dann erscheint der berühmteste Athena-Tempel, der Parthenon. Der alte Athena-Tempel und Erechtheion gehen bei dem 2500 Jahre alten Parthenon und seinen Ausmaßen von 70 x 30 Meter unter. Der Parthenon sieht heute mitgenommen aus und ist seit über 50 Jahren für Besucher gesperrt; Reparaturmaßnahmen gibt es seit Jahrzehnten und sie werden so schnell auch nicht abgeschlossen sein.  An der Vorderseite erkennt man Messgeräte für Vibrationen, der Athener Verkehr macht dem Marmor zu schaffen. Von unten ist die Sicht auf den Parthenon vielleicht sogar noch beeindruckender, doch auch von oben gibt es eine umfassende Sicht auf die Stadt und bis zur Küste.

Vom Akropolis-Berg runter laufe ich um den Philopapposhügel, und schon bin ich alleine – Touristen konzentrieren sich wie so oft nur auf die zentralen Sehenswürdigkeiten und lassen alles andere links liegen. Oben steht das Philopapposdenkmal und in den Hügel sind Höhlen wie Wohnungen geschlagen worden, wo im zweiten Weltkrieg Kunstschätze versteckt wurden.

Etwas weiter kommt man zur Pnyx (auch Pnika), einem alten Versammlungsort für ca. 20.000 Personen, heute nicht mehr als solchen zu erkennen. Die Pnyx ist frei zu besichtigen und man hat — wie so oft — einen tollen Blick auf den Akropolis-Berg. Geschlossene Gesellschaft ist allerdings beim Observatorium anzutreffen, da gibt es für Besucher nichts zu sehen. Der Akropolis-Berg und der Philopapposhügel wird durch die belebte und beliebte Fußgängerstrasse Dionysiou Areopagitou geteilt.

Am nächsten Tag laufe ich zum Keramikos (auch Kerameikos), was gleich aus mehreren Gründen interessant ist: erstens findet man hier ursprüngliche Teile des Schutzwalls vom alten Athen, dann gab es hier eine Keramikproduktion (daher wohl der Name KERAMIK….) und dazu Funde und zum Schluss noch ein Friedhof, den größten vom alten Athen. Ehrlich gesagt finde ich die Anlage draußen wenig spannend, die alten bedeutenden Tore, der Schutzwall, der Fluss, der Dipylon Weg alles ist nur noch in Andeutungen zu erkennen, interessant ist eher das Museum mit Statuen und Töpferwaren.

Von Keramikos führt mich die über die Fußgängerzone (gepflastert mir vielen Touri-Restaurants) nach Agora. Wer Sonnenbrillen und Ähnliches braucht, findet bei den Afrikanern sicherlich etwas. In die Anlage komme ich umsonst rein, weil es mit kurz vor 15 Uhr schon so spät ist, dass die Anlage bald wieder geschlossen wird. Bewundern kann man die Stoa des Attalos mit einem schön restaurierten Säulengang und im hinteren Teil ein Museum sowie den Tempel des Hephaistos (Hephaisteion).

Es ist Nachmittag, weitere archäologische Stätten werden geschlossen haben, also laufe ich zum Industrial Gas Museum. Es ist das erste Industrie-Museum von Athen und erst seit 2013 fertig, wobei das Gelände (Technopolis) selbst für Events schon seit 1999 genutzt wird. In sechs Gebäuden kann man die Gas-Produktion nachverfolgen, in anderen Gebäuden sind Foto-Ausstellungen. Der Eintritt ist mit 1 € gering, wobei die Fotoausstellung extra kommt. Ebenfalls Gasometer (auch „Gazi“ genannt) gehörten in die Reihe und man findet Verweise (und Bilder) auf die Gasometer in Leipzig und Oberhausen. Ein Gebäude wird als Restaurant/Cafe genutzt und es ist so, wie man sich das vorstellt, Speisen zwischen großen Röhren, und bei der Farbgestaltung komme ich mir wie bei Google vor. Es wird dunkel und kühl, ich laufe zurück zum Hotel, und kann von fast einem Kilometer Entfernung schon das Griechische Parlament sehen.

Der dritte Tag ist mein Metro-Tag. Ich laufe vom Hotel zur Haltestelle Monastiraki und nehme die Grüne Line, nach London die älteste Metro-Strecke der Welt, 1869 nahm sie den Betrieb auf. Erstes Ziel ist das Olympia-Sportkomplex Athen (Homepage) im Athener Vorort Marousi, Haltestelle Irini. Eine beeindruckende Stätte, die von einigen Hobby-Sportlern als Jogging-Platz genutzt wird, in einem Schwimmbecken gibt es Unterricht, eine Halle wird zum Kletten verwendet. Sonst macht alles aber einen verlassenen und runtergekommenen Eindruck und das wird in den kommenden Jahren wohl nicht besser werden. Die Hunde haben Teile der Anlage schon für sich entdeckt. Ingesamt sind die Anlagen aber einen Besuch wert und die Stadien architektonische Meisterwerke.

Es ist Sonntag, das Automuseum hat geschlossen und ich fahre exakt in die andere Richtung, nach Piräus zum Hafen. Erst schaue ich mir die Fährschiffe an doch in dieser Ecke ist wenig los und es dauert etwas, bis ich auf der anderen Seite die schicken Boote und Flaniermeile entdecke. Das Publikum ist wohl auch zahlungskräftiger, im Cafe kostet mein kleiner Cappuccino 3,20 €, genau das doppelte, wie im Cafe in Athen City. Nett eingerichtet ist es, aber für Toilettenpapier war kein Geld da. Mit der Metro geht’s wieder zurück in die Innenstadt, jede Metro ist etwas anders entworfen, dass jede Haltestelle eine Art Museum ist, stimmt jedoch so nicht, es gibt nur einige wenige Stationen mit historischen Funden, etwa die dritte Ebene an der Syntagma-Stelle oder Akropolis. Ein Besuch im Museum kann man sich folglich nicht schenken.

Der vierte Tag ist mein Museumstag. Leider hat das Acropolis Museum montags geschlossen, doch meine beiden anderen Museen bilden mich an diesem Tag. Ich laufe zum Archäologisches Museum Athen, wobei der Spaziergang mich nicht in die beste Gegend bringt; die Gebäude im Umfeld sind mit Unmengen von Graffiti beschmiert und es stinkt nach Pisse. Eine Mittagspause bis 13 Uhr überrascht mich, so dass ich als erstes zum Hellenic Motor Museum gehe. Am Schalter zahle ich 8 € Eintritt und suche den Eingang, der eigentlich in der 4. Etage sein soll. Aber alles ist geschlossen. Ich gehe wieder nach unten, frage nach, die Dame telefoniert, ich gehe wieder nach oben und eine Reinigungskraft öffnet mir die Tür. Es ist der „normale“ Weg, man muss eben in der 4. Etage auf sich aufmerksam machen, damit einem geöffnet wird. So kompliziert bin ich noch nie in eine öffentliche Ausstellung gekommen, aber ich vermute für 8 € gibt es so wenig Besucher, dass man überall Personal einspart und alle möglichen Eingänge eben dicht macht. Ich bin tatsächlich der einzige Besucher und habe die tollen Autos für mich alleine, eine großartige Sammlung, eine Geschichte erzählt das Museum aber nicht. Für Autoliebhaber dennoch drei schöne Ebenen, Archäologie einmal anders.

Nach dem Besuch im Auto-Museum ist es nach 13 Uhr und ich kann ins Nationale Archäologische Museum (7 €). Es erwartet mich eine große Sammlung von Statuen, die ich gar nicht richtig einordnen kann. Schön sind auch die Töpferwaren und der Gold-/Silber-Schmuck. Es gibt Texte in Griechisch und Englisch, allerdings so langweilig und ohne Unterstützung von Multi-Media, dass ich das hier als Objekt-Schau sehe aber nicht als Ort mit Geschichtenerzählung. Das ist schade, denn ich glaube man könnte mit der Sammlung viel mehr machen. Unten im Cafe nehme ich einen Snack ein, irgendwann stehen Tauben auf dem Tisch und gieren nach den Krümeln und ich muss mein Essen mit Messer und Gabel verteidigen.

Nach knapp einer Woche verlasse ich Athen. Mit der Metro fahre ich von SYNTAGMA zum Flughafen, jede halbe Stunde geht die Metro und ist wieder knapp 30 Minuten unterwegs. Das Pan Hotel geht in Ordnung, der Fahrstuhl mit Musik ist witzig, gleicht aber nicht das eintönige Frühstück aus, das ist eher zum Auslachen. Sonnenlicht gibt es in meinem Zimmer nicht wirklich, ein kleiner Flachbildschirm gibt wenige Programme wieder. Ein Kühlschrank ist vorhanden, der mit seiner Wärme meine Schuhe trocknet, sehr praktisch. Unten in der Lobby findet man Broschüren für Reisen in die Umgebung, etwa nach Mykonos oder Santorini (ab 200 €, ab 2 Tage), Meteroa (200 €, 1 Tag), Delphi (2 Tage, ab 160 €) aber auch genauso wie für Stadtführungen (ab 60 €). Das klingt eher teuer, doch so richtig teuer finde ich die Stadt selbst nicht, Kaffe gibt es überall ab 1 €, einen großen Cappuccino für etwa 2 €. Wer sich von Gyros ernähren möchte, kann das für ebenfalls 2 € tun, Restaurants gibt es genug und von Einheimischen genauso besucht, wie von Touristen. Ebenso tolle Cafes mit Kuchen und Teilchen. Überall bekommt man Quittungen, wirklich überall, beim Taxi weiß ich es nicht, ich bin keins gefahren. Dass man hier über den Tisch gezogen wird, kann ich überhaupt nicht bestätigen, es gibt keine merkwürdigen Sonderkosten (Service-Charge, Tax, …) nur beim Brot sollte man fragen, denn das gehört nicht immer dazu (beim Salat etwa, oder bei einer Vorspeise wie Käse, Oliven, …) und kostet 1 – 2 € extra. Cappuccino Fredo ist hier DER Klassiker schlechthin.

Obwohl ich Athen das erste Mal besuche und keine Vergleiche zu früher ziehen kann, würde ich schon sagen, dass man Zeichen der Krise sieht. So sagen mir Leute, dass es heute Obdachlose und Bettler gibt (das stimmt), die es vor ein paar Jahren nicht gab. Ein großes Müll/-Abfallproblem sehe ich nicht, relativ sauber sind die Wege und das Problem mit dem Graffiti ist ein Generelles. Und dass Männer häufiger Bart tragen, um Rasierklingen zu sparen führe ich nicht auf die Wirtschaftskrise zurück, sondern genauso wie eine Vorliebe für Jogging-Hosen auf ein gewisses Schönheitsideal und Lebensstil.

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