Einleitung
Diese Kurzanleitung ist für alle geschrieben, die Interesse an der Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten haben. Das Beherrschen der Regeln für Typografie verbessert das Erscheinungsbild der Arbeiten und führt beim Leser zu einem guten ersten Eindruck, ein Versuch, unser Interesse mit Emotionen zu verbinden. Möge der Inhalt noch so gut sein, wenn die Verpackung nicht ansprechend wirkt, schließt es indirekt auf eine langweilige Füllung.
Typografie ist die Kunst, Drucksachen mittels Schriftzeichen, Linien, Flächen und Farben derart zu gestalten, dass der geschriebene Text eine optimale Lesbarkeit erreicht. Diese Gestaltungsmerkmale bestimmen im Wesentlichen die Mikrotypografie; unter der Makrotypografie versteht man den Gesamteindruck, der beim Betrachter ein angenehmes Gefühl erzeugt.
Erstellt man Texte mit einem Textprogramm, wie etwa Microsoft Word, so ist dies typografisches Arbeiten, da ein Computerprogramm das Layout vorlegt und die Zeichen setzt. Das Prinzip der modernen Textverarbeitungen ist WYSIWYG, gesprochen wiz-ee-wig. Durch die interaktive Bearbeitung und dem „what you see is what you get“ lassen sich direkt gestalterische Merkmale verändern, die im Druck so übernommen werden.
Doch das Werkzeug Computer ist nicht zwingend ein guter Typograf mit einem Auge für das Feine, die Harmonie, die Korrespondenz und einem Gefühl dafür, ob die Größenverhältnisse nicht den Rahmen sprengen. Daher liegt in dieser Kurzanleitung für Typografie das Augenmerk auf Layoutmöglichkeiten und beschreibt an einigen Stellen, wie sie in Word beeinflusst und optimiert werden können. Man erkennt dies dann immer an einem kleinen Piktogramm.
Die Schrift
Die Geschichte der Schrift hat — bis zu unserem lateinischen Alphabet — viele Veränderungen erfahren. Da die Entwicklung dicke Bücher füllt, beschränke ich mich auf eine kleine Zusammenfassung.
Die Phönizier waren das erste Volk, das ein einfaches Schriftsystem mit 22 Schriftzeichen benutzte. Durch den Einfluss des Handels fand dieses Alphabet schnell Verbreitung. Das phönizische Alphabet, welches etwa 1200 v. Chr. einzuordnen ist, kannte nur Konsonantenzeichen. Die Verdrängung des phönizischen Handels im Mittelmeerraum durch die Griechen ließ Vokale in die Konsonantenschrift einfließen. Die Entwicklung dauerte bis zur Zeit Solons im 4. Jahrhundert vor Christus.
Die Zeichen des griechischen Alphabets (auch griechische Kapitalis genannt) bestanden aus den einfachen geometrischen Formen Kreis, Rechteck und Dreieck. Obwohl die Zeichen eine gleichmäßige Abfolge der Formen ergab, war das Lesen schwierig, da keine Worttrennung stattfand. So war man nur in der Lage, den Sinn der Texte buchstabierend wahrzunehmen.
Das griechische Zeichensystem bildet die Grundlage der slawischen Schriften, welche das Stammalphabet aller abendländischen Schriftarten ist. Eine große Weiterentwicklung erfuhr die Kapitalis unter dem römischen Imperium, etwa 100 nach Christus.
Im ersten Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich das römische Inschriftalphabet, das wir heute als Grabinschrift auf Steintafeln kennen. Die ›Capitalis Monumentalis‹ ergab sich aus zwei Schreibwerkzeugen: Einem pinselartigen Arbeitsgerät, welches schmale und breite Striche sowie Kurven vorzeichnete und einem Meißel, mit dem die Vorzeichnung in Stein geschlagen wurde. Vermutlich sind auch so die kleinen Abstriche, die heute Serifen genannt werden, entstanden.
Serifen
Serifen sind geschwungene oder rechteckige Enden der Striche. Sie werden auch Endstriche genannt. Serifen kann man gut an den Zeichen ›H‹, ›A‹ und ›h‹ an den Zeichensätzen Times und Courier sehen.
Abbildung: Serifen an einigen Letten
Schriften mit hervortretenden Serifen werden ›Serifenbetonte Schriften‹ oder ›Antiqua Schriften‹ genannt. Im Vergleich dazu haben Serifenlose Schriften keine Endstriche. Die Schriften Helvetica, Verdana und Lucida Sans Unicode sind Serifenlose Schriften, die auch Grotesk-Schriften genannt werden.
Wie der Lesevorgang die Wahl der Schriften bedingt
Verschiedene Untersuchungen der Augenbewegung beim Erfassen von Text versuchen zu belegen, ob Antiqua-Schriften oder Grotesk-Schriften besser zu lesen sind. Beim Lesevorgang wird ein Wort nicht als Folge von Buchstaben, sondern als Gesamtheit erfasst. Es geht sogar soweit, das ganze Wortgruppen auf einmal wahrgenommen werden. Um diese Gruppen zu erfassen, macht das Auge kleine Bewegungen, die Saccaden genannt werden. Das Wort leitet sich aus dem Französischen ab. Geübte Leser erfassen viele Wörter auf einmal und es hat den Anschein, dass sie über den Text ›fliegen‹.
Man versuchst nun über einen Test die Leseflüssigkeit einer Versuchsperson in Abhängigkeit von Schriften zu messen. Dazu lässt man den Wortlaut des Probetextes konstant und variiert die Schriftart. Ein speziellen Gerät erfasst die Augenbewegung und misst, wie große die Saccaden sind und wie häufig zurückgesprungen wird. Einige Untersuchungen fanden heraus, dass serifenbetonte Schriften besser zu lesen sind als Grotesk Schriften. Neuere Untersuchungen weisen aber auf eine Schwachstelle der Messungen hin, denn die Flüssigkeit beim Lesen hängt nicht zuletzt davon ab, wie wir an eine Schrift gewöhnt sind. Umfangreiche Texte lassen sich heute sicher mit einer Grotesk Schriften (wie Trade Gothic oder Syntax, mit 10-jähriger Entwicklungszeit von Hans Meier) besetzen. Allerdings stellt sich ehr die Frage, ob die Schrift auch zum Inhalt passt.
Die Schriftenunterteilung
Die erste Unterteilung findet nach der Schriftart statt. Hier unterscheidet man im wesentlichen nach Antiqua- und Grotesk-Schriften. Daneben gibt es noch weitere Schriften wie Schreibschriften (Calligrapher) und Symbolschriften.
Abbildung: Englische Schreibschrift von Berthold
Unter den Symbolschriften ist unter Windows der Zeichensatz ›Symbol‹ bekannt, denn er enthält viele mathematische Sonderzeichen (XYÎåÅ©). Daneben wird unter Windows noch eine weitere Symbolschriftart mitgeliefert. Sie stammt vom bekannten Typografen Hermann Zapf (1918-) und heißt ›Zapf Dingbats‹.
Abbildung: Zeichen aus Zapf-Dingbats
Unter Windows heißt der Zeichensatz ›Windings‹.
Laufweiten
Werden die Zeichen zu Wörtern zusammengesetzt, so füllen die Buchstaben einen Raum aus. Dieser Raum wird auch Laufweite einer Schrift genannt. Bei großen Laufweiten nehmen die Texte mehr Platz in Anspruch als vorgesehen. Daher haben viele Firmen speziell für ihre Zwecke Schriften entwickeln lassen. Unter ihnen die Zeitschrift New York Times. Sie beauftragte in den 30er Jahren die Firma Monotype, einen Zeichensatz Times zu entwickeln, der eine geringe Laufweite aufweist. So konnte viel Text auf eine Zeitungsseite untergebracht werden. Mit dem gleichen Verkaufsargument brachte die Haassche Schriftgießerei in den 50’ern den Zeichensatz Helvetica auf den Markt. In der Windows Welt heißt Helvetica Arial, da Microsoft ähnlich wie im Fall der Zapf Dingbats keine Lizenzgebühren zahlen wollte. Helvetica und Times sind zwei Zeichensätze die häufig zusammen eingesetzt werden. Bei eigenen Texten sollte man vor dem Einsatz Alternativen testen, da beide schon etwas angestaubt sind.
Während beim Bleisatz den Abstand der Schriftzeichen vorgegeben ist, lassen sich die Abstände im elektronischen Satz beliebig verändern. Dabei sind Veränderung in zwei Richtungen möglich. Der Abstand kann verkleinert und vergrößert werden. Wird er verkleinert, so laufen wir Gefahr, dass die Buchstaben sich überdecken. Dies ist ein sehr unschöner Effekt und kann nur zu besonderen Textauszeichnung genutzt werden, wenn etwa die Aufmerksamkeit auf ein Schlagwort gerichtet werden soll.
Unterschiedliche Schriftarten haben unterschiedliche Laufweiten. Die nachfolgende Tabelle zeigt den Platzbedarf für die Schriftart Zürich.
Abbildung: Die Laufweiten verschiedenen Schriften
Wird der Textabstand erhöht, nennt man dies Sperren. Wenn der Text gesperrt gesetzt wird, so sollten nur noch Großbuchstaben (Versalien) genutzt werden.
Unterschneidungen
Beim Unterschneiden (die englische Bezeichnung ist Kerning) werden die Abstände zwischen bestimmten Buchstaben- oder Zahlenpaaren individuell verkleinert. Der Begriff stammt aus dem Bleisatz, weil dazu ein Stück aus der Letter herausgeschnitten werden musste. In der Zeit der elektronischen Publikationen muss dieser Abstand nur noch in der Textverarbeitung oder dem DTP Programm eingestellt werden.
Abbildung: Kerning zwischen dem Paar ›Ty‹
Bei einer guten digitalen Schrift sind die optimalen Abstände zwischen allen denkbaren Zeichenpaaren in einer Tabelle hinterlegt. Diese wird dann vom Satzprogramm berücksichtigt. Ziffern werden in der Regel nicht automatisch unterschnitten, sondern haben feste Breite, da sie in Tabellen schön untereinander sitzen sollen. Viele Ziffern müssen daher im Text manuell unterschnitten werden. Besonders auffällig ist zum Beispiel das Paar 11, da eine Eins besonders wenig Breite besitzt.
Ligaturen
Ligaturen sind zwei oder drei zusammengefasste Zeichen die zur besseren Lesbarkeit zu einem Zeichen verschmolzen sind. Typische Zeichenkombinationen sind die Paare ›ff‹, ›fi‹, ›fl‹, ›ffi‹, ›ffi‹.
Abbildung: Die Ligatur der Buchstaben ›fi‹ und ›fl‹
Werden Ligaturen verwendet, so sollten diese keine Wortstämme verbinden. Die Gefahr ergibt sich etwa bei dem Wort Stofflager. Hier bilden ›Stoff‹ und ›Lager‹ zwei Wortstämme. Hier darf nur die Ligatur für ›ff‹ in ›Stoff‹ verwendet werden, nicht aber die Ligatur ›ffl‹.
Einige Ligaturen sind heute fest verschmolzen, wie etwa ›sz‹ zu ›ß‹ und das Et-Zeichen zum ›&‹.
Schriftauszeichnungen
Eine Schriftauszeichnung bezeichnet ein Stilmittel, welches einzelne Textteile hervorhebt. Hier gibt es viele Möglichkeiten.
- Hervorhebung durch kursiven Schriftschnitt. Dies ist eine sehr dezente Betonung von Wörtern und ist sehr fein. Daher wird so oft da eingesetzt wo sinnbildlich geflüstert wird. Auch bei Fremdsprachlichen Wörtern und Wortbildungen findet sie Anwendung. Gerne wird in wissenschaftlichen Texten die kursive Auszeichnung verwendet, wenn Begriffe neu definiert werden und zum ersten mal im Text auftauchen. Durch die Auszeichnung lässt sich dann der Begriff schneller finden als wenn er nicht gekennzeichnet wäre.
- Eine stärkere Hervorhebung erreicht man durch fette Varianten der Grundschrift. Da fette Schrift sehr auffällig ist, wird sie auch mit einem Schreien von Wörtern verglichen. In einer Seite mit Text wirken die fett ausgezeichneten Wörter sofort und sollten daher nur dann Verwendung finden, wenn Begriffe etwa in Lehrbücher, Gebrauchsanweisungen, Katalogen oder Sachbücher schnell gefunden werden müssen.
- Worte können auch nur in GROSSBUCHSTABEN (auch Versalien genannt) auffallen. Diese Art der Auszeichnung gab es schon vor dem elektronischen Satz auf der Schreibmaschine. Wörter in Großbuchstaben sollten wegen der Lesbarkeit leicht gesperrt werden. Mittlerweile findet sich diese Hervorhebung nicht mehr so häufig. Dies liegt unter anderem daran, dass Wörter in Großbuchstaben auf einer Seite zwar auffallen (dies ist natürlich auch die Intention des Schreibers), Versalien jedoch unangenehm hervortreten. Da gerade bei Produktnamen Großbuchstaben eingesetzt werden und sich nicht vermeiden lassen, da die Schreibweise einer Firma oder eines Produkten nicht verändert werden darf, werden die Buchstaben für Versalien etwas kleiner gesetzt. Für große Texte empfiehlt es sich, eine Zeichenvorlage zu definieren, damit spätere Änderungen einfach durchzuführen sind.
- Kapitälchen sind Großbuchstaben sehr ähnlich, sie sind nur etwas kleiner und fallen daher im Fließtext nicht so auf. Die Hervorhebung durch Kapitälchen ist eine bessere Form der Auszeichnung, die Versalien vorgezogen werden sollte; wenn sie vorliegen. Leider benötigt man für echte Kapitälchen einen eigenen Zeichensatz, der bei normalen Installationen von Textverarbeitungen nicht dabei ist.
- Auch das Unterstreichen ist eine Hervorhebung aus der Schreibmaschinenzeit. Dies soll vermieden werden, denn das Problem beim Einsatz von Unterstreichungen zeigt ein Wort mit Unterlängen, etwa Typografie. Word (aber genauso andere Textprogramme) unterstreicht nicht nur das Wort, sondern durchkreuzt auch mit der Linie die Buchstaben ›y‹, ›p‹ und ›g‹. Da in Internet Browsern unterstrichenen Wörtern als Verweise auf andere Seite gelten, ist ist dies noch ein zusätzlicher Nachteil.
- Elektronischer Satz erlaubt noch weitere Formen der Auszeichnung, darunter etwa Schattiert, Gravur, Relief und Umriss. Von diesen Auszeichnungen sollte man sich distanzieren. Gute Typografie wird nicht durch übertriebenen Einsatz aller Auszeichnungsmöglichkeiten gekennzeichnet, sondern durch den durchdachten Einsatz von Schriften und Kennzeichnungen.
- Auch mit dem Attribut der Farbe kann Text hervorgehoben werden. Da jedoch mit jeder Farbe die Publikation um ein Vielfaches teurer wird, muss der Einsatz von Farben wohldurchdacht sein. Allerdings lassen sich mit Grauabstufungen auch schöne Hervorhebungen erzielen. Setzt man Text auf dunklen Grund, so versinkt dieser leicht. Daher sollte man in fett setzen.
Das nächste Beispiel zeigt Text, der zudem auf einem Hintergrund mit unterschiedlicher Helligkeit sitzt. Dies sollte wegen dem ungenügenden Kontrast auf jeden Fall vermieden werden.
Abbildung: Der Kontrast der Schrift macht das Lesen schwer
Die passende Schrift
Schreiber nutzen oftmals nur eine kleine Auswahl als Schriftarten; oft sind es die, die MS Word standardmäßig vorschlägt. Neben Times und Helvetica gibt es aber sehr viele schöne Schriften. Für die Brotschriften ist zum Beispiel Gulliver eine interessante Alternative.
Der Satzspiegel
Neben der Schrift bestimmt die Anordnung der Absätze auf der Seite die Lesbarkeit und Übersicht einer Publikation. Der Satzspiegel legt dabei fest, wo auf einer Seite die Texte (und auch Bilder, Grafiken, Tabellen) angeordnet sind. Die Anordnung wird Layout genannt.
Ein Satzspiegel ist spezifiziert, wenn folgende Punkte definiert sind:
- Das Seitenformate
- Die Randeinstellung
- Das Gestaltungsrasters für Registerhaltigkeit
- Die Anzahl Spalten, deren Breite und Zwischenräume
- Die Text- und Text- und Stilelemente
Seitenformate
In Deutschland ist das gängigste Papierformat für Briefe DIN A4. DIN A4 steht in einer Reihe anderer DIN-A-Formate, ausgehend von DIN A2, dem Bogen. Eine Halbierung an der Längsseite führt zu zum nächst kleineren Format: DIN A3, was auch als Blatt bezeichnet wird. Eine Halbierung eines A3-Blattes ergibt dann DIN A4. Dies halbiert ergibt DIN A5, weiter DIN A6 und DIN A7. Neben der A-Reihe gibt es auch noch die C- und D-Formate.
DIN A0 = 1188 x 840 mm
DIN A1 = 840 x 594 mm
DIN A2 = 594 x 420 mm
DIN A3 = 420 x 297 mm
DIN A4 = 297 x 210 mm
DIN A5 = 210 x 148,5 mm
DIN A6 = 148,5 x 105 mm
Der Satzspiegel
In welchem Ausmaß die Nutzfläche mit Inhalt belegt wird, bestimmt der Satzspiegel. Um die Nutzfläche herum stehen Bund, Kopf Seite und Fuß. Für sie gibt es bei DIN-Formaten ein festes Verhältnis, an dem sich Designer anlehnen sollten. Es ergibt sich aus dem goldenen Schnitt: Das Seitenverhältnis der Breite zur Höhe beträgt 5:8. Bund, Kopf Seite und Fuß stehen im Verhältnis 2:3:4:6 zueinander.
Im Fall von mehren Spalten ist auf einen passenden Abstand der Spalten zu achten. Eine gute Idee ist, die Breite der Buchstaben ›m‹ und ›i‹ als Spaltenbreite einzusetzen.
Wird eine Spaltentrennline eingesetzt, so so ist der Abstand der rechten und linken Textbox größer; er entspricht etwa der Breite von ›mii‹. Die Trennline muss sich natürlich harmonisch in das Schriftbild einschmiegen – ist sie zu groß, wirkt sie dominant und sie zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die Schwierigkeit beim Flattersatz liegt nur darin, dass im Allgemeinen der Abstand der Spalten durch die unregelmäßigen Zeilenlängen größer wird. Der Abstand wird daher vermindert.
Kolumnentitel
Seitenzahlen oder die Überschriften am Kopf einer Seite nennt man Kolumnentitel. Er ist Teil des Satzspiegels. Ein lebendiger Kolumnentitel ist oben über den Text angebracht und heißt so, weil er seinen Text in Abhängigkeit von der Seite ändert. Das gilt zum Beispiel, wenn er die Seitenzahl oder Kapitelnummer anzeigt. Der lebendige Kolumnentitel sollte etwa ein bis zwei Leerzeilen zum Text besitzen. Nutzt der Typograf eine Trennlinie zwischen Kolumnentitel und Text, so sollte diese Linien nicht nur passende Dicke, sondern auch zum oberen Text einen geringeren Abstand haben als zur Textbox – ein Verhältnis von 3:8 bis 5:8 ist angemessen, die Mitte ist keine gute Idee.
Ein toter Kolumnentitel besteht nur aus der Seitenzahl. Den toten und lebendigen Kolumnentiteln ist gemeinsam: Gerade Seitenzahlen stehen immer links, ungerade rechts.
Textausrichtung
Der Text kann als linksbündiger, rechtsbündiger oder zentrierter Flattersatz beziehungsweise Blocksatz gesetzt sein. Der Name Flattersatz kommt daher, dass die Wörter hinten nicht bündig wie bei Blocksatz abgeschlossen sind, sondern willkürliche Länge haben, also flattern. Linksbündiger Satz wird häufig einfach Flattersatz genannt.
Jede Ausrichtung hat Vor- und Nachteile. Beim Blocksatz laufen die Zeilen über die volle Spaltenbreite. Dadurch wirkt das Bild ruhig, erfordert jedoch erhöhten Aufwand bei der Silbentrennung, weil sonst unschöne große Wortzwischenräume entstehen insbesondere bei schmalen Spalten. Diese gilt es zu vermeiden. Bei vielen Trennungen passiert es leicht, dass mehre Bindestrich untereinander stehen. Guter Satz vermeidet mehrere Trennungen direkt hintereinander und das Abtrennen ganz kurzer Silben. Die Trennung sollte keine Zweierglieder abtrennen und Wortstämme beachten. In kleinen Spalten sollte man zu Flattersatz greifen.
Die neue Rechtschreibung erlaubt zwar ein wildes Trennen wider aller Wortgrenzen und innerhalb ›st‹, es spricht jedoch nichts dagegen, sich trotzdem an die herkömmlichen Trennregeln zu halten.
Hurenkind
Ein Hurenkind ist eine allein stehende Zeile am Schluss eines Absatzes, die am Anfang einer neuen Spalte oder Seite sehr unschön und verwirrend wirkt. Neben dem Hurenkind kennt die Typografie noch einen Schusterjungen. Dies ist eine Zeile, die alleine am Ende einer Seite steht und wo der Absatz auf der folgenden Seite oder Spalte weiterläuft.
Darstellung: Beispiel für einen Schusterjungen und ein Hurenkind
Zeilenlänge und Schriftgrößen
Die Breite einer Spalte hängt von der verwendenden Schriftart, Schriftgrad und dem Durchschuss ab. Der Durchschuss ist ein zusätzlicher Zeilenabstand, der im Bleisatz zwischen die Zeilen geschoben wurde. Für einen optimalen Lesefluss sollte die Textspalte zwischen 45 und 65 Zeichen der Grundschrift aufnehmen. Dies entspricht im Mittel etwa 6 bis 10 Worte. Sind die Zeilen länger, so sollte der Zeilenabstand etwas größer sein. Andernfalls findet das Auge in der Rückbewegung nicht so leicht den Anfang der Zeile. Sind die Zeilen beim Blocksatz im Mittel kürzer als 45 Zeichen, so kommt es neben den vielen Worttrennungen auch zu unschönen Wortzwischenräumen. Hier sollte man den Flattersatz einsetzen.
Größen der Dokumentüberschriften
Die Schriftgröße der Grundschrift (auch Werkschrift oder Brotschrift genannt) ist zu 8 bis 12 Punkt zu wählen. Eine Aufteilung für Überschriften zeigt folgende Gliederung in den Größen 24pt : 18pt : 14pt : 12pt : 10pt : 8pt.
Darstellung: Vorschlag einer Größenvergabe für Zeichensätze
Schreibregeln
Schreibregeln sind standardisierte Schreibweisen von Begriffen und Zahlen. Eine Schreibregel ist keine willkürliche Festsetzung sondern dient der Lesbarkeit. Unser Ziel soll es sein, gute und schnell lesbare Texte zu setzen.
Die Schreibregeln sind abhängig vom Land. Da hier nicht alle Schreibregeln der Länder berücksichtigt werden können, beziehen sich die hier genannten Beispiele größtenteils auf die deutsche Sprache.
Satzzeichen
Einer der häufigsten Fehler ist das Benutzen falscher Interpunktion und Satzzeichen. Einige der Regeln sind im Duden der Rechtschreibung aufgeführt, wie etwa die Regel, dass vor Satzzeichen (›.‹, ›,‹, ›:‹, ›;‹, ›!‹, ›?‹) kein Leerzeichen gesetzt wird, jedoch hinter jedem Satzzeichen ein Leerzeichen folgt. Klammern dürfen nicht als Satzzeichen gewertet werden, denn vor einer öffnenden Klammer steht ein Leerzeichen, nur nicht dahinter. Umgekehrt steht vor einer schließenden Klammer kein Leerzeichen, jedoch dahinter, sofern kein Satzzeichen folgt.
Stehen Satzzeichen zum Beispiel im kursiven oder fetten Text, so werden sie im Allgemeinen an das Schriftbild angepasst. Ein erhöhter Zeichenabstand (etwa beim Sperren) wird auch bei den Satzzeichen verfolgt. Sind kursive oder fette Teile geklammert, so sind es auch die Klammern selbst, aber keine folgenden Satzzeichen. Ist der Text in Klammern mal kursiv, mal normal und überwiegt der gerade Schnitt, so sollten auch die Klammern gerade gesetzt werden.
Oho, das ist ja ein Ding!
Dieter (Mega)
(Nur einmal ist in Ordnung)
Zahlensatz
Bei Zahlen müssen verschiedene Regeln verfolgt werden. Zahlen unter 10 werden in der Regel ausgeschrieben. Handelt es sich dabei jedoch um Jahreszahlen so dürfen diese nie ausgeschrieben werden. Unser Wahrnehmungsapparat ist sonst lange mit dem entschlüsseln der Zahl beschäftigt.
Dezimalzahlen
Zahlen mit mehr als vier Ziffern sollte man wegen der besseren Lesbarkeit durch einen kleinen Zwischenraum untergliedern. Dabei werden von hinten die Ziffern in Dreierblöcken abgetrennt. Der kleine Zwischenraum wird im folgenden immer durch einen kleinen, rechteckigen, grauen Block sichtbar gemacht.
Der Zwischenraum kann in Word einfach durch ein Leerzeichen gesetzt werden, welches in der Breite halbiert wird. Diese Leerzeichen sollte nicht-trennend sein. Dieses Leerzeichen ist durch die Tastenkombination Control+Umschalttaste+Leerzeichen erreichbar.
Im Folgenden wird das kleine Leerzeichen durch den grauen Kasten dargestellt.
In Tabellen kann auch der Punkt zur Untergliederung verwendet werden. Im Deutschen darf er aber nicht für die Dezimaltrennung genutzt werden, so bleibt im Deutschen nur 10.034,34 nicht aber 10,034.34. Die letzte Version ist nur im angloamerikanischen Sprachraum gültig.
Datumsangaben
Die Komponenten einer Datumsangabe, also Tag, Monat und Jahr, werden durch ein schmales Leerzeichen oder gar nicht unterteilt, wie etwa 12.3.99. Bei der Verwendung des kleinen Zwischenraums ist darauf zu achten, dass das Datum nicht am Zeilenende getrennt werden darf. Daher sollte man nicht-trennende Leerzeichen verwenden. Bezieht sich das Datum auf einen Zeitraum, so setzt man die Bereichsangaben mit einem Schrägstrich, etwa 1972⁄73.
Da die Datumsschreibweise in den Ländern der Welt sehr unterschiedlich ist und man bemerkte, dass dies beim internationalen Schriftverkehr zu Problemen führen könnte, schreibt die ISO Norm R2014-1971 eine Schreibweise vor, die sich an der angloamerikanischen Schreibweise des Datums orientiert. Sie beginnt mit dem Jahr und lässt Monat und Tag folgen. So bezeichnet 1999-03-12 meinen Geburtstag. Diese Angabe kann noch präzisiert werden, in dem hinter den Tag eine Zeitangabe gesetzt wird. Dann wird die Zeichenkette aber sehr lang und unübersichtlich. Einer einstelligen Zahl geht eine Null vor. Obwohl zwar 1996 die Schreibweise verpflichtend wurde, konnte sie sich in Deutschland nicht durchzusetzen und so bleibt als gültige Alternative die Schreibweise mit ausgeschriebenen Monatsnamen, so dass neben 2003–12-3 auch 12. März 2003 gültig ist, und auch noch 12.03.2003.
Telefon- und Telefaxnummern
Bis vor kurzen noch wurden Telefon- und Telefaxnummern von rechts in Zweiergruppen durch einen schmalen Zwischenraum abgetrennt. Seit der DIN 5008 kann man ein beliebige Aufteilung finden; diese wird aber im Allgemeinen funktional sein und sich an der Landesvorwahl, Ortsvorwahl oder Durchwahlnummer orientieren. Ein Vorteil dieser freien Schreibweise macht sich besonders bei Mobilfunknummern und Sondernummern (etwa 0700) vorteilhaft bemerkbar. Wird die Vorwahl in Klammern geschrieben, folgt der schließenden Klammer ein normales Leerzeichen. Die Vorwahl lässt sich auch mit einem Bindestrich (Divis) abtrennen.
Ist die Vorwahl in Klammern, lässt sich die Nebenstellennummer gut mit dem Divis trennen, etwa (05251) 681947–245.
Postleitzahlen und Postfachnummern
Postleitzahlen gibt man fünfstellig ohne Leerzeichen an, Postfachnummern werden von der letzen Ziffer ausgehend in Zweiergruppen durch ein halbes Leerzeichen getrennt.
30177 Hannover
Postfach 15 09
Bankleitzahlen, Kontonummern und Postgirokontonummern
Die Gliederung einer Bankleitzahl folgt von links nach rechts in zwei Dreier- und einer Zweiergruppe. Die Formatierung von Kontonummern ist frei. Häufig wird sie in Dreiergruppen zerlegt. Bei einer Postgirokontonummern werden die letzten beiden Ziffern vor dem Bindestrich durch eine Leerzeichen getrennt.
Konto 777 777 7
BLZ 701 500 00
Postgiro 9002 53–6
Formelsatz
Nach DIN 1338 (Formelschreibweise und Formelsatz) werden Formelbuchstaben, die Variablen kennzeichnen, in kursiver Schrift gesetzt werden. Ebenfalls kursiv stehen Funktions- und Operatorzeichen, die frei gewählt werden können. Ziffern, Klammern und Zeichen mit feststehender Bedeutung (etwa e für die Eulersche Zahl, i für die imaginäre Einheit) werden nicht kursiv, also aufstehend geschrieben. Insbesondere werden die Einheitszeichen (früher Kurzzeichen) nicht kursiv gesetzt. (Einheitszeichen sind etwa m für Meter oder kg für Kilogramm.) Im Fall von Indizes sollten diese einen Schriftgrad kleiner gesetzt werden.
a2 + a2 = c2
f(x) = 2 sin(a2)
d = 12a m
Ein angepasster Abstand stellt sicher, dass sich kursiv gesetzte Buchstaben mit anderen aufrecht stehen Buchstaben nicht überlagern.
Treten in Formeln Aufzählungen mit Komma auf, so steht hinter dem Komma ein kleines Leerzeichen, auch wenn Auslassungspunkte folgen.
f(x, y) = x2 + y2
a1, a2, …, an
Abkürzungen
Abkürzungen blähen den Text nicht zusätzlich auf. Dabei müssen jedoch einige Regeln beachtet werden. So etwa, dass im Fließtext Abkürzungen nicht am Satzanfang stehen dürfen. ›D.h.‹ muss also einem ›Das heißt‹ weichen. Bei Abkürzungen wie ›S.‹ (für Seite), ›Nr.‹ (für Nummer) ›Bd.‹ (für Band), ›Anm.‹ (für Anmerkung) sollte die Abkürzung nur verwendet werden, wenn davor weder Artikel noch Zahl steht. Bestehen die Abkürzungen aus einer Reihe mit Punkt getrennten Buchstaben, so ist bei diesen Abkürzungen, die für mehrere Wörter stehen, ein kleinen Zwischenraum zwischen den Kürzeln zu schreiben.
- das heißt = d.h.
- im allgemeinen = i.a.
- und anderes = u.a.
- und ähnliches = u.ä.
- und vieles andere mehr = u.v.a.m.
- siehe auch = s.a.
- zum Teil = z.T.
- zum Beispiel = z.B.
Tabelle: Halbe Leezeichen bei Abkürzungen
Gradzeichen
Ein Gradzeichen steht im Normalfall direkt hinter der Zahl. Folgt einer Zahl eine Einheit, so wird diese mit einem Leerzeichen von der Zahl getrennt.
23° Nord, aber 32 °C, 60 °F
Wird die Einheit ausgeschrieben, so sollte auch »Grad« ausgeschrieben werden.
Es war -10 Grad Celsius im Norden.
In einer Richtungsangabe ist dagegen kein Leerraum nötig:12°12′ 20″ Süd
Prozent- und Promillezeichen
Prozent- und Promillezeichen werden normalerweise durch einen kleinen Zwischenraum von der Zahl getrennt. Bei Ableitungen oder Wortbildung entfällt der Zwischenraum dagegen.
Ein 100%iger Treffer, eine 5%ige Lösung.
Anführungszeichen
Die Konventionen für Anführungszeichen sind in jedem Land unterschiedlich. In Deutschland sind die einfachen Anführungsstriche ›‚‘‹ und doppelten Anführungsstriche ›„“‹ (Gänsefüßchen) korrekt. Hier muss man sich merken, dass die einleitenden Striche wie kleine Neunen unten auf der Grundlinie angesetzt sind und am Ende oben wie kleine Sechsen erscheinen. Als richtige Schreibweise für Anführungsstriche lässt sich als 9–6-Schreibweise leichter einprägen.
Abbildung: Falsche Anwendung der deutschen Anführungszeichen
Statt der deutschen Anführungszeichen können auch einfache ›‹ und doppelte »« französische Anführungszeichen verwendet werden. Die Spitze zeigt dabei zum Wort. Man sollte sich beim Schreiben für eine der Schreibweisen entscheiden. Wenn die Wahl auf eine Schreibweise gefallen ist, muss sie konsistent im ganzen Dokument verwendet werden.
Werden einfache und doppelte Anführungszeichen verwendet, so werden einfache Anführungszeichen für Begriffe und doppelte Anführungszeichen für Zitate sowie wörtliche Rede verwendet.
Er sagte: »Ich finde ‚Clever & Smart‘ gut.«
In den verschiedenen Ländern existieren verschiedene Konventionen für Anführungszeichen. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht.
Deutsch, Begriffe
‚…‘ „…“Deutsch, wörtliche Rede
„…“ „…“Deutsch, Begriffe
›…‹ »…«Deutsch, wörtliche Rede
»…« »…«Englisch, Begriffe
‘…’ „…“Englisch, wörtliche Rede
„…“ „…“Italienisch
Französisch, Begriffe
‹…› ‹…›Französisch, wörtliche Rede
«…» „…“Spanisch, wörtliche Rede
„…“ „…“Spanisch, wörtliche Rede
«…» «…»Niederländisch
„…“ „…“Schwedisch
»…» „…“Tabelle: Leezeichen bei Anführungsstrichen
Der Divis und der Gedankenstrich
Der Divis — auch Bindestrich oder Trennungsstrich genannt — wird bei zusammengesetzten Wörtern ohne Zwischenraum gesetzt. Die meisten Textverarbeitung setzen diesen Strich automatisch am Zeilenende, wenn eine Trennung gemacht wird.
Soll eine Trennung erzwungen werden, so erreicht man dies mit dem Tastenkürzel Control+Minus. Notwendig ist diese manuelle Korrektur, wenn etwa Word eine falsche Trennung macht und wir dies korrigieren wollen.
Neben dem Divis gibt es noch den etwas längeren Gedankenstrich. Er findet Verwendung bei eingeschobenen Bemerkungen und Gedanken.
Er schaute — und das sehr erstaunt — nach oben.
Drei Typen von “Strichen” sind üblich:
- - Divis. Trennt Wörter am Satzende
- – Gedankenstrich. Eingeschobene Gedanken
- — Langer Gedankenstrich. Bei Tabellenzellen ohne Inhalt
Tabelle: Anwendung von Divis, Gedankenstrich und langem Gedankenstrich
Im Deutschen wird der Bindestrich mit Leerzeichen davor und dahinter gesetzt. In England/Amerika ist dies anders. Hier folgt der Gedankenstrich direkt hinter dem Wort und es folgt ohne Leerzeichen der Gedanke.