Da ich in meinem Betrieb drei Auszubildene habe, brauche ich einen Nachweis von der IHK, dass ich ausbildungsberechtigt bin. Den Nachweis erwirbt man durch eine Prüfung. Zwar habe ich schon länger meine Auszubildenden, und ich habe auch eine permanente Befreiung erbeten, die bekommt man zumindest hier in Dortmund aber nur zeitlich beschränkt. Die Befreiung hat mir ein Jahr Aufschub gegeben, doch um die eigentliche Prüfung kam ich nicht drum herum.
Für die Prüfung werden 200 € fällig. Es gibt einen Vorbereitungskurs, der schlägt mit 500 € zu Buche. Da ich dafür zu ökonomisch bin, und selbständiges Lernen gewöhnt bin, spare ich mir den Kurs. Als Erstes kaufte ich mir ein Buch, was von der IHK empfohlen wurde, und arbeitete es durch:
Ausbildung der Ausbilder. AEVO von Sigrid Martin
Als nächstes installierte ich mir die App von der IHK, und lernte die 400 + Fragen mit ihren Antworten:
IHK.AEVO Trainieren – Testen: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.dihk.ihk.aevo
Mit dem Wissen konnte ich mich zur Prüfung anmelden. Der erste theoretische Teil geht nur auf die Fragen ein, die man mit der App lernen kann. Bedauerlicherweise kommen in der Prüfung Fragen vor, die man in der App vorher noch nie gesehen hat – zum Bestehen reichen 50 %, die schafft man vermutlich auch schon mit gesundem Menschenverstand. Die App und etwas Nachdenken brachten mich auf 77 %.
Etwa ein bis drei Wochen nach der theoretischen Prüfung liegt die praktische Prüfung. Sie besteht aus zwei Teilen: einem 15-minütigen Vortrag, und einem 15-minütigem Fachgespräch vor drei Prüfern. Im Internet und YouTube gibt es Beispiele für eine Präsentation, sodass ich meinen Vortrag in rund zwei Stunden fertig hatte.
Zur Vorbereitung auf das Fachgespräch habe ich ein zweites Büchlein gekauft, was im Nachhinein für 20 € völlig überteuert war. Es ist im Selbstverlag bei Amazon entstanden, und ein Beispiel dafür, dass jeder bei Amazon im Prinzip irgendwas veröffentlichen kann. Das Meiste an dem Büchlein sind leere Seiten und Weißraum, und es sind gerade mal 80 Seiten, komprimiert vermutlich 10 Seiten. Mehrere YouTube-Videos halfen mir viel besser bei den möglichen Prüfungsfragen. Meine Empfehlungen:
AEVO — Beispielhafte Fragen aus dem Fachgespräch
https://www.youtube.com/watch?v=hRtpLXVUV8A
AEVO-Prüfung Handlungsfeld 1 — Prüfungsfragen mit Antworten
https://www.youtube.com/watch?v=jBfgP8cbHP8
AEVO-Prüfung Handlungsfeld 2 — Prüfungsfragen mit Antworten
https://www.youtube.com/watch?v=i6z0J-C1YT0
AEVO-Prüfung Handlungsfeld 3 — Prüfungsfragen mit Antworten
https://www.youtube.com/watch?v=2KdaB8ha7vw
AEVO-Prüfung Handlungsfeld 4 — Prüfungsfragen mit Antworten
https://www.youtube.com/watch?v=qCZRt5eWFKE
Zusammen mit weiteren Fragen aus dem Internet war ich gut vorbereitet. Dumm wie ich bin, habe ich meinen Ausweis am Tag der Prüfung vergessen, und konnte zum Glück einen Scan vorlegen, den die Prüfer akzeptiert haben. Bei meiner Prüfung konnte ich den Vortrag ohne Unterbrechung gut abspielen, es dauerte genau 13 Minuten, ich war also etwas früher fertig.
Den Vortrag habe ich zweimal vorher geübt, das heißt ich wusste, was ich sagen sollte. Die IHK legt ihre Bewertungskriterien nicht offen, aber es gibt im Internet einige (interne) Dokumente, die ich als Stichwortvorlage nutzen konnte, welche Themen und Begriffe ich ansprechen sollte, wie etwa Motivation, Zielkontrolle und so weiter.
Das anschließende Fachgespräch war fordernd, und ich musste meine Lernmethode schon erklären und rechtfertigen, und eine Prüferin war vom psychomotorischem Lernbereich bei Tastenkürzeln nicht überzeugt. Schlussendlich habe ich die Prüfung mit 92 von 100 Punkten sehr gut bestanden. Gefallen hat den Prüfern mein sicherer Umgang mit den Themen, und dass ich die Sachen nicht nur wusste, sondern auch erklären konnte. Das scheint wohl selten der Fall zu sein und die Prüfer sagten, dass viele Prüflinge durchfallen. Sie waren verwundert, dass ich die Prüfung ohne einen IHK-Vorbereitungskurs geschafft habe. Ich finde es schlimm, wenn man den Vorbereitungskurs dafür zwingend brauchen würde, denn das würde eine Art Verbundgeschäft bedeuten; das heißt, aus der gesetzlich vorgeschriebenen Pflicht für Ausbildender macht die IHK noch extra Kohle nicht nur über die Bücher (das ist okay, denn die bekommt man auch gebraucht), sondern auch über die Prüfungsvorbereitungskurse. Letztendlich dürfte man über den Kurs aber viel Zeit sparen, und Zeit ist ja bekanntlich auch Geld, denn insgesamt haben sich meine eigene Vorbereitung jetzt auch 3 Monate hingezogen.